Frühling mit weißen Fahnen
2015, Deutschland, 63 min.
Handtücher, zusammengenähte Bettlaken, alles, was eine weiße Fahne darstellte, wurde zur Kapitulation genutzt. Das ist im April 1945 ein Kennzeichen der Stimmung: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende! Szenen aus jenen Tagen: die letzte intakte Panzertruppe, die letzte Wunderwaffe (die Rakete "Natter“), die ersten Heimkehrer.
Regie: Alexander Kluge Darstellende Helge Schneider, Peter Berling Mit Roger Cohen, Heiner Müller, Bernhard R. Kroener
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Krieg und Frieden
1982, BR Deutschland, 120 min.
Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, der Kurzstreckenraketen-Krise, hätte es sein können, dass Neutronenbomben die Mitte Europas zerstören. 300.000 Protestierende in Bonn. Der Kanzler Schmidt stürzt. Warum ein Kollektivfilm über Krieg? „Nichts entmutigt so sehr, als ein Spiel nicht zu durchschauen, von dem das Leben abhängt.“
"Krieg und Frieden" ist nach "Deutschland im Herbst" und "Der Kandidat" der dritte "Omnibus-Film", in dem sich eine Reihe namhafter deutscher Regisseure mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland auseinandersetzt. In einer Mischung aus Spielszenen, pseudodokumentarischen Aufnahmen, journalistischen Recherchen und satirischen Montagen versucht der Film, die kontroverse öffentliche Debatte über Kriegsgefahr und Abrüstung zu reflektieren, die nach der Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa entfacht wurde.
Regie Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Stefan Aust, Axel Engstfeld Drehbuch Heinrich Böll und die Regisseure Kamera Werner Lüring, Thomas Mauch, Franz Rath, Igor Luther, Bernd Mosblech Kameraassistenz Hermann Fahr, Adam Olech, Peter Kalisch, Marius Ludwig, Wolfgang Hirschmann, Bodo Kessler Ausstattung Bernd Lepel Schnitt Beate Mainka-Jellinghaus, Carola Mai, Dagmar Hirtz, Barbara von Weitershausen, Gisela Keuerleber Schnittassistenz Uwe Lauterkorn, Ton Olaf Reinke, Walter Tietze, Christian Molat, Edward Parente, Vladimir Vizner, Manfred Rintelen Musik Gustav Mahler, Hanns Eisler, Maurice Jarre Darstellende Hans-Michael Rehberg (General), Dieter Traier (Interviewer), Jürgen Prochnow (Kevin Kellerher), Günther Kaufmann (Max Broker), Manfred Zapatka (Nikolai Raiski), Karl-Heinz Merz (Ivan Golkov), Heinz Bennent (oe), Edgar Selge (Oscar), Angela Winkler (Margot), Michael Gahr (Albert), Bruno Ganz (Ministerialrat Hoppe) Mitwirkung Heinrich Böll Sprecher Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Stefan Aust Produktionsfirma Bioskop-Film GmbH, München; Kairos-Film, München; Project Filmproduktion im Filmverlag der Autoren GmbH, München; Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz Produzent Eberhard Junkersdorf, Theo Hinz Koproduzent Alexander Kluge, Volker Schlöndorff Schlußredaktion Barbara von Weitershausen, Uwe Lauterkorn Produktionsleitung Barbara von Weitershausen, Daniel Zuta Dreharbeiten 10.1981-10.1982 in: Bonn, Versailles, München, Berlin, Zonengrenze, Washington, Huttenbach, Libanon Erstverleih Filmverlag der Autoren GmbH & Co. Vertriebs KG, München Länge 118 min Format 16mm + 35 mm + Video, 1:1,37 Bild Uraufführung Oktober 1982
In der griechischen Antike bedeutet das Adjektiv parádoxos: »unerwartet«, »verblüffend«, »widersinnig«. Eine Paradoxie ist ein Gegensatz, der sich dem übergreifenden Verständnis verweigert. Paradoxien lassen sich vom Menschen nicht beherrschen.
Der Krieg ist ein Dämon, der sich der Herrschaft derer, die ihn anzetteln, ebenso entzieht wie den Wünschen derer, die ihn bekämpfen. KRIEG IST EIN MEISTER DER PARADOXIEN. Dieser Satz von Herfried Münkler über den Großen Krieg 1914 bis 1918 lässt sich verallgemeinern. Es gibt kaum eine größere Herausforderung für die Sinnlichkeit und den Verstand der Menschen, für Begriff und Anschauung, für THEORIE und POETIK als den KRIEG. Er stülpt um und erfordert, das Umgestülpte neu zu organisieren. Ich hätte nie angenommen, dass es nach den Erfahrungen in Mitteleuropa von 1945 und 1918 noch einmal notwendig sein würde, mit dem Denken neuanzufangen.
- Alexander Kluge 2023
Kriege, die unerledigt enden, hören nicht auf im Untergrund zu wühlen. Sie graben sich durch die Jahrhunderte voran. Schon Spurenelemente aus diesen Tunneln können Gegenwartskonflikte kontaminieren, zur Entzündung bringen und sind Explosivstoff unserer Zeit.
- Alexander Kluge 2023
Es ist sehr schwer, Bilder von Frieden zu zeigen. Frieden ist nicht einfach der Gegenpol von Krieg. Clausewitz formuliert: Krieg ist die Vernichtung des Willens eines anderen - mit Gewalt. Das reicht vom Ehekrieg über den Partisanenkrieg bis zu allen möglichen Kriegen. Es gibt niemals einen Krieg im allgemeinen, sondern es gibt sehr konkrete und verschiedenartige Kriege bis hin zum Walzerkrieg und Bruderkrieg, Konkurrenzkrieg und Wirtschaftskrieg usw., die auch immer verschieden aussehen. Aber jedes Mal hätte man ein Bild vor sich [...] - das einer Verständigung darin gleich käme, was wir unter „Krieg" verstehen. Diese allgemeine Verständigung gibt es für den Gegenpol nicht, nämlich für die Herstellung eines fremden, anderen Willens - ich mache jemanden autonomer, als er vorher war, dadurch gewinnen er und ich einen Ausweg. Diese Art gegenseitiger Hilfe, eigentlich Solidarität, ist schwerer zu beschreiben.
- Alexander Kluge, 1983
Es ist so, dass der Krieg ohne Bild nicht denkbar ist. Wenn irgendeiner eine Realerfahrung vom Krieg hat, dann will er keinen Krieg. Nur als Bild hält auch der Stratege den Krieg für möglich.
- Alexander Kluge 1983
Auf der Suche nach einer praktisch-realistischen Haltung ,1983
Ein Sportflieger (einmotoriges Flugzeug), seit kurzem mit seiner jungen Frau verbunden, die von ihm ein Kind erwartet, plant für den Fall des Raketenkriegs die Flucht zu den Kergeulen-Inseln im Südpolarmeer.